Individuell Fo(e)rdern

„Die Grundschule hat die Aufgabe, grundlegende Fähigkeiten, Kenntnisse und Fertigkeiten in Inhalt und Form so zu vermitteln, dass sie den individuellen Lernmöglichkeiten und Erfahrungen der Kinder angepasst sind.“ (Richtlinien und Lehrpläne NRW 2008)

Die individuelle Förderung gelangte mit dem neuen Schulgesetz in das Zentrum schulischer Arbeit und wendet sich an alle Schülerinnen und Schüler. Wir wollen an unserer Schule jedes Kind unter Berücksichtigung seiner Lernausgangslage und seiner Begabungen individuell fördern und fordern und es ihm somit ermöglichen, seine Persönlichkeit zu entfalten und Lernkompetenzen aufzubauen. Dies gilt für Kinder mit möglichen Lernschwächen genauso wie für Kinder im Leistungsmittelfeld oder mit besonderen Stärken. Um eine optimale individuelle Förderung zu gewährleisten, sind neben der schulischen Arbeit die Unterstützung durch die Eltern und eine engagierte Mitarbeit der Kinder nötig.

 

Eingangsdiagnostik und Lernstandsdiagnostik

Das gesamte Kollegium der Melanchthonschule führt im Anschluss an die Schulanmeldung eine vorschulische Diagnostik in Form eines Schuleingangsspiels mit den neuen Schulanfängerinnen und Schulanfängern durch. Es dient der Feststellung und Beobachtung der Lautdifferenzierung, des Sprachstandes, der optischen Differenzierung, der Fein- und Grobmotorik sowie der Augenmotorik, der Auge-Hand-Koordination, der Tiefengrundwahrnehmung, der Tiefensensibilität, des Aufgabenverständnisses und der Zahlenvorstellung mit dem Ziel, bei Entwicklungsverzögerungen und Defiziten eine präventive Förderung durch die Eltern oder Kindertagesstätten zu ermöglichen. Es findet in der Melanchthonschule  statt und, falls es die personelle Situation der Kindertagesstätten erlaubt, auch in Anwesenheit der vertrauten Erzieherin. Jeder Kollege bekommt ein Vorschulkind an die Hand und begleitet dieses in einer 1:1 Betreuung durch die Stationen der Rahmengeschichte des Igels Benno. Die Erzieherin führt in einem Sitzkreis in die Geschichte des Igels Benno ein. Im Anschluss an das durchgeführte Schulspiel führt ein Kollege mit den Eltern ein ausführliches Beratungsgespräch. Sie erhalten einen Übersichtsplan mit individuellen Förderhinweisen, die sich auf festgestellte Defizite oder besondere Stärken beziehen. Bei gravierenden Defiziten werden sie an Experten verwiesen (z.B. Logopäden, Ergotherapeuten, Kinderärzte, Sporttherapeuten) oder auf die Möglichkeiten des Gemeinsamen Lernens hingewiesen. Besteht eine Einschränkung der Sprechfähigkeit, kann die Teilnahme an einem halbjährigen vorschulischen Sprachkurs empfohlen werden.

Nach Schulbeginn wird die Lern- und Leistungsentwicklung in den ersten Schulwochen verstärkt beobachtet und diagnostiziert mit dem Ziel der umfassenden individuellen Förderung. Einen wesentlichen Förderschwerpunkt in der Schuleingangsstufe stellt bei uns die „Lerninsel“ dar. Dort werden Kinder mit besonderem Förderbedarf von der bei uns an der Schule tätigen sozialpädagogischen Fachkraft Frau Sieren gefördert. Inhalte der Fördergruppen sind u. a.

  • Mathematik (z.B. Zahlenraum bis 10)
  • Sprache (z. B. Training mit der Anlauttabelle, Laute im Wort erarbeiten)
  • Motorik
  • Wahrnehmung

In allen Jahrgangsstufen finden darüber hinaus Fördermaßnahmen im Rahmen der inneren Differenzierung statt. Zu diesen Differenzierungsmaßnahmen zählen beispielsweise:

  • unterschiedliche Anforderungen bei den zu bearbeitenden Arbeitsmitteln (quantitativ und qualitativ)
  • unterschiedliche Materialien bei handelndem Unterricht, welche die Herangehensweise des jeweiligen Schülers stützen
  • Arbeitspläne
  • Lernzielkontrollen in Deutsch und Mathematik
  • Beobachtungsbögen als Grundlage zur Feststellung von Förderbedarf (bei einzelnen Schulkinder mit vermutetem Unterstützungsbedarf)
  • Hamburger Schreibprobe ( bei einzelnen Schulkindern mit vermutetem Unterstützungsbedarf)
  • DEMAT (bei einzelnen Schulkindern mit vermutetem Unterstützungsbedarf)
  • VERA 3 in Mathematik und Deutsch im 3. Schuljahr

Schulische Förderung

Für das Schaffen eines positiven Lernklimas und einen individualisierten Unterrichts sind folgende grundsätzliche Faktoren obligatorisch:

  • sorgfältig geplanter Unterricht
  • Methodenvielfalt, um den unterschiedlichen Lernbedürfnissen der Schüler gerecht zu werden
    Einbeziehen verschiedener Lernkanäle (Lernen mit allen Sinnen, selbstständiger und handelnder Umgang mit Arbeitsmaterialien)
  • anregend gestaltete Lernumgebung, die dazu beiträgt, die Lernfreude und die Leistungsbereitschaft der Schüler zu fördern
  • Einbeziehen der Lebenswelt der Kinder
  • Vorbildfunktion des Lehrers sowohl unter dem Aspekt sozialen Verhaltens wie auch einer angemessenen Arbeitshaltung

Die Fördermaßnahmen werden an unserer Schule zurzeit durch folgende Unterrichtskonzepte umgesetzt:

Innere Differenzierung

  • differenzierte Lernangebote, je nach Leistungsvermögen (qualitativ und quantitativ)
  • Tagespläne/Arbeitspläne
  • handelnder Unterricht durch individualisierte Materialien
  • Helfersysteme innerhalb der Lerngruppe
  • Verstärkerpläne (zum Beispiel Sonnenheft)
  • zusätzliche Trainingshefte (u.a. Lies-Mal-Hefte, Rechtschreibhefte, Trainingshefte im Mathematikunterricht)
  • individuelle Förderpläne
  • Dokumentation der Lernfortschritte
  • Einzelbetreuung während der Arbeitsphasen
  • Methoden des Kooperativen Lernens ( zum Beispiel Selbstkontrolle, Haltestelle, …)
  • computergestützte Förderstunden mit der gesamten Klasse
  • Team-Teaching

Äußere Differenzierung

Im Rahmen der äußeren Differenzierung gibt es in allen Jahrgangsstufen

  • Förder-/Forderunterricht Deutsch in Einzel- und Kleingruppenunterricht differenziert nach Unterstützungsbedarf
  • Förder-/Forderunterricht Mathematik in Einzel- und Kleingruppenunterricht differenziert nach Unterstützungsbedarf
  • computergestützte individuelle Förderung (Lernwerkstatt, Budenberg, Oriolus, Schlaukopf ) in Kleingruppen.
  • jahrgangs- und klassenübergreifendes Arbeiten in Projekten und Arbeitsgemeinschaften.

Individualisierung geschieht im computergestützten Förder-/Forderunterricht durch das Angebot verschiedener Lernprogramme mit verschiedenen Anspruchsniveaus, die in Absprache zwischen der Lehrperson und der Schülerin/dem Schülerin gemäß dem vorliegenden Förder-/Forderbedarf gewählt werden.

Zudem wird in jeder Klasse in der Regel mindestens eine Stunde in der Woche im Team unterrichtet, so dass auch hier eine Einzel- oder Kleingruppenbetreuung möglich ist. In unseren Klassen mit Gemeinsamem Lernen finden die Fördermaßnahmen in Abstimmung mit der bei uns an der Schule tätigen GL-Lehrerin statt und/oder mit einem Sonderpädagogen der angezeigten Förderschule.

Die Schule hat die Aufgabe, den Unterricht so zu gestalten und die Kinder so zu fördern, dass die Versetzung der Regelfall ist (Vgl. § 50 SchulG NRW).

Am Ende der Klasse 2 erhalten Kinder, deren Versetzung gefährdet ist, eine individuelle Lern- und Förderempfehlung. In den Jahrgangsstufen 3 und 4 wird eine Lern- und Förderempfehlung sowohl mit den Halbjahres- als auch mit den Schuljahreszeugnissen ausgestellt. Diese Empfehlungen sind so zu formulieren, dass sie für die Kinder und Eltern verständlich sind. Eine Umsetzung der empfohlenen Fördermaßnahmen zur Behebung der Leistungsrückstände sollte auch durch Angebote im häuslichen Rahmen ergänzt werden. Im Falle einer Nichtversetzung erhalten die Kinder auch eine Lern- und Förderempfehlung. Als Basis für diese Empfehlungen dienen Unterrichtsbeobachtungen und die schriftlichen Arbeiten der Kinder. Wird ein Problem bei einem einzelnen Kind oder bei Teilen der Lerngruppe festgestellt, können Förderpläne für diese geschrieben werden. Diese enthalten eine Beschreibung des Problems, Lösungsvorschläge und einen Zeitpunkt der Evaluation der Fördermaßnahmen, und zwar für Kinder, die im Gemeinsamen Lernen unterrichtet werden, für leistungsschwache / leistungsstarke Kinder und für die Fördergruppen innerhalb der Klassen beziehungsweise der Jahrgangsstufen.

Förderung von Kindern mit Lese-Rechtschreib-Schwäche

Entsprechend der individuellen Lernsituation werden Übungen in folgenden Bereichen gemacht:

  • Förderung der Lernbereitschaft und Lernfreude
  • Stärkung des selbstständigen Arbeitens
  • Vermittlung von hilfreichen Lern- und Arbeitsstrategien
  • Übungen zur Konzentration und Merkfähigkeit
  • Weiterentwicklung sprachlicher Fähigkeiten
  • Erweiterung der visuellen und auditiven Wahrnehmung
  • Förderung der motorischen Fähigkeiten

Ferner umfassen die Fördermaßnahmen Lese-, Schreib- und Rechtschreibübungen. Ziel ist es, Lernrückstände abzubauen und eine erfolgreiche Mitarbeit in den Klassen zu ermöglichen. Obwohl aus verschiedenen Gründen die so genannte Rechenschwäche nicht den gleichen Stellenwert wie die „Schwierigkeiten von Kindern beim Erwerb des Lesens und Schreibens“ besitzt, ist die Melanchthonschule bemüht, das Förderkonzept im Bereich Dyskalkulie auszubauen.

Diagnostik und Evaluation

Im ersten Schuljahr werden die Kinder zusätzlich zu den Klassenlehrern auch von der an unserer Schule tätigen sozialpädagogischen Fachkraft beobachtet und bei Bedarf gefördert: Von den Klassenlehrern, den Fachlehrern und der sozialpädagogischen Fachkraft werden im kollegialen Austausch geeignete Fördermaßnahmen entwickelt. In regelmäßigen Abständen erfolgt in den Jahrgangsteams eine gemeinsame Evaluation der Beobachtungen und der bisherigen Förderung und es werden neue gezielte Maßnahmen zur individuellen Förderung geplant.

Hausaufgabenregelung

Folgende Aufgaben können zu den Hausaufgaben unserer Schule gehören: Vertiefen bzw. Wiederholen des Lernstoffes, Nacharbeiten oder Verbesserungen von Hausaufgaben oder Tests, Lesen, Auswendiglernen und ggf. auch Vorbereitung von Lerninhalten (z.B. im Sachunterricht). Dabei gilt für unsere Klassen der zeitliche Rahmen:

  • für die 1. und 2. Schuljahre: täglich bis zu 30 Minuten
  • für die 3. und 4. Schuljahre: täglich bis zu 60 Minuten.

Wird dieser Zeitrahmen über- oder deutlich unterschritten, sind die Eltern aufgefordert, dies den Lehrkräften mitzuteilen, um gemeinsam den Ursachen (mangelnde Konzentrationsfähigkeit, Unter-, Überforderung etc.) auf den Grund zu gehen und Abhilfe zu schaffen.

Die Arbeitsaufträge der Hausaufgaben sind eindeutig formuliert, so dass die Kinder die Hausaufgabe ohne Hilfe der Eltern ausführen können. Die Eltern kontrollieren, ob sie vollständig und sorgfältig ausgeführt sind. Fehlen die Hausaufgaben und liegt dafür eine Entschuldigung vor, können sie am darauf folgenden Tag nachgearbeitet werden. Fehlen sie unentschuldigt, muss das Kind diese in der großen Pause nacharbeiten. Bei wiederholtem Fehlen werden die Eltern schriftlich in Kenntnis gesetzt (z.B.: Elternbrief „Fehlende Hausaufgaben“).

Die Kinder der OGGS haben eine Zeitstunde, um ihre Hausaufgaben zu erledigen. Sind die Kinder früher fertig, steht ihnen zusätzliches Lern- und Übungsmaterial zur Verfügung. Bearbeitet ein Kind die Hausaufgaben nicht innerhalb dieser Zeit, erfolgt ebenfalls eine Mitteilung an die Lehrerinnen und Lehrer. Gegebenenfalls muss das Kind die Hausaufgaben zu Hause beenden. In enger Zusammenarbeit mit den Betreuerinnen der OGGS wird das Arbeitsverhalten und –tempo beobachtet und es findet darüber hinaus ein zielführender Austausch mit der zuständigen Lehrkraft statt. Ergebnis kann z.B. die Vergabe differenzierter Hausaufgaben für einen gewissen Zeitraum sein. Die Einbeziehung und Mitarbeit der Eltern spielt beim Gelingen einer individuellen Förderung eine sehr große Rolle. Bei auftretenden Problemen findet zeitnah ein Austausch mit den Eltern statt. Aber auch außerschulische Experten wie z.B. Erzieherinnen, Kinderärzte, Kinderpsychologen, der Schulpsychologische Dienst des Kreises Soest, die Caritas- Erziehungs- und Familienberatungsstelle werden kontaktiert und zu Rate gezogen.