Schiedsfrau im Gespräch mit Streitschlichtern

Streithähne können ganz schön aneinandergraten. Beleidigungen, falsche Behauptungen und Unnachgiebigkeit erhitzen die Gemüter dermaßen, dass ohne Hilfe von außen eine Einigung nicht zu finden ist. Anlaufpunkt für solche Situationen sind auf dem Schulhof der Melanchthonschule die Streitschlichter – und für die Erwachsenen in der Gemeinde die Schiedsleute.

Aber welche Ähnlichkeiten gibt es zwischen den beiden Bereichen? Dieser Frage gingen die künftigen Streitschlichter jetzt gemeinsam mit Ellinor Schilling auf den Grund. Sie ist seit sieben Jahren Wickedes Schiedsfrau und lud die Drittklässler in den Sitzungsraum im Rathaus ein; mit dabei Schulleiterin

Delia Heck und Sozialarbeiterin Anne Schneidermann. Die Schüler hatten unzählige Fragen im Gepäck, mit deren Beantwortung Ellinor Schilling einen umfangreichen Einblick in ihr Ehrenamt gab. Die Schiedsfrau ließ durchaus erkennen, dass sie das Ehrenamt mit viel Hingabe ausübt, sie sei erst im Vorjahr für fünf Jahre gewählt worden und somit noch vier weitere Jahre im Einsatz. „Es geht auch schon mal  heiß her“, erläuterte sie und freut sich aufrichtig, auf eine recht gute Erfolgsquote verweisen zu können. Wenn erst einmal alle Beleidigungen an den Kopf geworfen sind und zur Mäßigung aufgerufen ist, könne man mit Lösungen anfangen und auf die Parteien einwirken, antwortete Ellinor Schilling zur Frage, ob sich die Streithähne auch schon mal anschreien. Prügeleien oder gar Waffeneinsatz, das kenne sie allerdings nicht.

Bei der Aufgabe seien auch viele weitere Aspekte zu beachten. So ist Verschwiegenheit oberstes Gebot. Zudem erweisen sich bereits die Fortbildungen und Studien von Formularen, Gesetzestexten und Erläuterungen als anspruchsvoll. Mit Fingerspitzengefühl sei jedoch viel zu lösen, auch außergerichtlich, es sei denn, eine Partei käme gleich mit dem Vorsatz, dass ihr Fall Gericht verhandelt werden soll.

Auch die Streitschlichter zeigten bei dem Treffen, wie sie auf dem Schulhof mit Konfliktsituationen umgehen. Das Rollenspiel belegte, dass Schiedsfrau und Streitschlichter vielfach mit gleichem Handwerkszeug und gleichen Lösungsansätzen unterwegs sind. Ellinor Schilling ist von dem Streitschlichter-Projekt begeistert, liefert es doch beste Ansätze, bereits im Grundschulalter Möglichkeiten der  Konfliktlösung zu erkennen, Verantwortung zu übernehmen und Sozialverhalten zu trainieren. „Und wer weiß, wenn ihr 30 Jahre alt seid, ob nicht einer von euch hier mal als Schiedsmann fungieren wird? Ihr habt beste Voraussetzungen dazu, wenn ihr euch mit dieser Thematik so intensiv beschäftigt“, lobt sie das Projekt der Melanchthonschule. Ein Jahr lang lassen sich die Steitschlichter jeden Montag in der sechsten Stunde von Sozialarbeiterin Anne Schneidermann schulen. Vor den Ferien werden sie bei den derzeitigen Streitschlichtern hospitieren, im nächsten Schuljahr startet ihr Einsatz.

Die Streitschlichter haben einen eigenen Bereich auf dem Schulgelände. Ab Ostern startet zudem das nächste Projekt: die Ersthelfer. Sie werden ebenfalls ausgebildet und vom DRK Wickede unterstützt. Im nächsten Schuljahr werden dann vier Kinder in den Pausen eingesetzt: zwei von ihnen als Streitschlichter und zwei als Ersthelfer, die gucken, ob jemand Hilfe braucht oder sich verletzt hat. Und ähnlich wie Ellinor Schilling macht dieser Dienst auch den Mädchen und Jungen viel Spaß.