Die letzten drei Wochen war die Theaterpädagogische Werkstatt an der Melanchthonschule zu Besuch. Sie hat ihre Theaterstücke in den Jahrgängen 3 und 4 aufgeführt und den Kindern auf anschauliche Art und Weise wertvolle Botschaften mit auf den Weg gegeben.
Es handelt sich um ein dreiteiliges interaktives Präventionsprogramm über Grenzen, die niemand überschreiten darf. „Wenn wir ein Ja-Gefühl haben, können wir Ja sagen. Wenn wie ein Nein-Gefühl haben, können wir Nein! sagen. Wir können anderen sagen, wie wir uns fühlen, wenn wir berührt werden.“
Hände abklatschen ist toll, und auch beim sanften Bürsten durch die Haare entsteht ein positives Gefühl. Doch wenn der Nachbar einen beim Halten des Tennisschlägers an den Po fasst, löst dies ein Nein-Gefühl aus. Es gibt Berührungen, die wir nicht wollen. Davon und wie wir auf sie reagieren
können, handeln die Spiel- und Interaktionsszenen von „Mein Körper gehört mir!“.
Seit 1994 ist die tpw theaterpädagogische werkstatt gGmbH (tpw) mit ihrem
Präventionsprogramm gegen sexualisierte Gewalt an den Schulen im Bundesgebiet zu
Gast. Dort zeigen sie die interaktiven Spielszenen an drei Vormittagen für jeweils eine Schulstunde.
Der Präventionsansatz verfolgt die Aufklärung und Sensibilisierung für das Thema sexualisierte Gewalt, um Kindern die Chance auf ein unbeschwertes, selbstbestimmtes Leben zu geben. Die offene Ansprache der Problematik und die Vermittlung von Handlungsmöglichkeiten sind ein wichtiger Bestandteil der präventiven Arbeit. Das Ganze wird über eine theatral-ästhetische Ausdrucksform vorgebracht, sodass Kindern die Möglichkeit bleibt, selbst zu wählen, ob sie in die kritische Distanz oder aber in die empathische Identifikation gehen wollen.
Zwei Theaterpädagog*innen, eine Frau und ein Mann, spielen Szenen, die sich inhaltlich
an der Lebenswirklichkeit von Kindern orientieren, wie Begegnungen im Bus, Spielen auf
dem Schulhof oder das Finden neuer „Freunde“ im Chat. Anhand dieser Spielszenen
werden aufeinander aufbauende Themenbereiche zu Formen sexualisierter Gewalt
erarbeitet. Eine besondere Bedeutung hat hierbei die Interaktion, denn die Kinder werden
angeregt Fragen zu stellen, Vorschläge zu machen und sich allgemein mitzuteilen. Sie
erfahren so, was sexualisierte Gewalt ist, dass sie ihren Gefühlen trauen können und dass
jede*r das Recht hat „Nein!“ zu sagen, wenn eine Berührung unangenehm ist.
In den Interaktionsphasen des Programms haben die Theaterpädagog*innen zudem die
Möglichkeit der modifizierten Ansprache. So kann auf die Fragen und Bedürfnisse der
Schüler*innen individuell reagiert werden.
Wissen macht stark! Je besser Kinder informiert sind und ihre eigenen Wahrnehmungen
und Gefühle einschätzen können, desto besser sind sie geschützt. Mit dem Präventionsprogramm werden Kinder auf ihrem Weg in ein selbstbestimmtes Leben
unterstützt. Sie werden ermutigt, ihren Nein-Gefühlen zu vertrauen, anderen davon zu erzählen und sich Hilfe zu holen, wenn sie Hilfe benötigen. Es gibt Grenzen, die niemand.überschreiten darf! Dies ist die eindeutige Botschaft, die die Kinder mit nach Hause nehmen können. Kinder, die wissen, wie sie sich in unsicheren Situationen verhalten können, gehen gestärkt durchs Leben. Mit „Mein Körper gehört mir!“ werden deshalb ganz praktische Strategien vermittelt: Was kannst du tun, wenn jemand deine körperlichen Grenzen überschreitet? Wie bekomme ich Hilfe bei sexualisierter Gewalt? „Wenn du ein Nein-Gefühl hast, geh zu jemandem und erzähl ihm davon!“ So lautet die wichtigste Botschaft. Deshalb nehmen die Kinder am Ende nicht nur Gefühle und Geschichten mit nach Hause, sondern auch eine Telefonnummer, unter der sie Menschen erreichen, die ihnen weiterhelfen können.
(Pressetext tpw)