Soester Medienzentrum gibt Einblicke, wie der Unterricht aussehen kann
Die Finger der Viertklässler wischen gekonnt über das Tablet, zu zweit stecken sie die Köpfe über dem Bildschirm des handlichen Computers zusammen. Aber sie konsumieren nicht, sondern programmieren und lösen Aufgaben. Das Ergebnis des dreistündigen Unterrichts mit Sascha Cornesse vom Medienzentrum in Soest sind selbst erstellte, animierte Sequenzen.
Die kleinen Geschichten zeigen sie ihren Klassenkameraden zum Abschluss über den Beamer – das Resultat: Die Verbesserung der Medienkompetenz, wie sie jüngst im Gemeinderat mit dem Medienentwicklungsplan (MEP) für die Schulen angemahnt worden ist, stößt bei den Kindern auf offene Türen.
Ein Gruselfilm mit Kreischen und leuchtenden Augen im dunklen Dickicht, eine Unterwasserwelt mit schwimmenden Seepferdchen und Fischen oder ein Fußballspieler mit einem ausgeführten Elfmeter – die Schüler machten sich mit Eifer ans Werk, diese kleinen Filme zu erstellen.
Und sie gingen kreativ an Lösungen. „Warum rollt der Ball nicht bis hinter die Torlinie? Wo liegt der Fehler?“ – Cornesses Frage wurde spontan beantwortet. Man hätte einen weiteren Programmierschritt für den Ball einfügen müssen, wussten die Kinder. Siehe da: Sie haben das System des Programmierens schnell verstanden, das Interesse an Informatik ist geweckt.
Mit der speziell entwickelten App „ScratchJr“, die Sascha Cornesse jetzt in der Schule präsentierte, erhalten die Schüler Einblicke hinter die Kulissen eines Computerprogramms, sie erkennen die Abläufe und mit visuellen Bausteinen, kombinieren Figuren, Hintergründe und Bewegungsabläufe und hauchen ihnen so Leben ein. Alle Daumen waren oben, als Sascha Cornesse abschließend fragte, ob es den Kindern gefallen hat. Note: „Sehr gut!“.
Die hohe Motivation und Eigenaktivität der Schüler ist nicht zu übersehen. Mit großem Selbstverständnis gehen sie an das Aufgabenfeld der Programmierung – ein Grundstein für den Kompetenzbereich „Problemlösen und Modellieren“ des Medienpasses NRW, heißt es dazu vom Medienzentrum. Das Unterrichtsangebot wurde in Zusammenarbeit mit dem Schulamt für den Kreis Soest entwickelt und bereits an anderen Schulen erprobt. Und er passt ins Konzept vom Medienpass NRW, der Initiative der Landesregierung zur Förderung der Medienkompetenz, deren Förderung in den zukünftigen Lehrplänen einen höheren Stellenwert bekommen soll.
In der Melanchthonschule nahmen an dem „Coding mit Scratching“ in dieser Woche alle drei vierten Schulklassen teil, nachdem die Lehrerkonferenz eine Einführung absolviert hatte. Jede vierte Klasse erhielt eine Einführungsstunde sowie eine Doppelstunde mit den vier Bereichen „Basisprogrammierung“, „Tonstudio“, „Kreativwerkstatt“ und „Programmrezepte“.
Fortgeführt werden kann der Unterricht der Programmierung in dieser Form derzeit aber nicht, dafür fehlen die Tablets an der Grundschule. Diese müssten erst vom Schulträger angeschafft werden. Wie berichtet, gibt der Medienentwicklungsplan für Wickede alleine für die kommenden beiden Jahre Investitionen von jeweils 160 000 Euro vor.
Immerhin: Als Alternative zum noch nicht vorhandenen Tablet kann das kostenlose Programm „ScratchJr“ auch am Computer oder auf dem Ipad aufgerufen werden.