Was sie sonst im Unterricht nicht dürfen: aber bei Fritzi Bender wären die Zweitklässler fast vom Stuhl gefallen. Und das vor Lachen. Die Kinderbuchautorin, Bauchrednerin, Komikerin, Schauspielerin und gelernte Logopädin war gestern zum zweiten Mal in der Melanchthonschule zu Gast und wenn es nach den Willen der Schüler und Lehrpersonen geht, muss sie unbedingt auch ein drittes Mal wieder kommen.
Denn Fritzi Bender weiß einfach auf unvergleichliche Art und Weise darzustellen, was gerade einen jungen Menschen bewegt. Mit jeder Menge Humor und witzigen Anspielungen näherte sie sich diesmal der Frage, wie gehe ich mit meiner Wut um? Wohin z.B. mit meinem Ärger wenn ich mich ungerecht behandelt fühle? Da durften die Zweitklässler einfach mal nach Herzenslust mit dem Fuß aufstampfen oder sich an einem imaginären Boxsack abreagieren.
Mit diesen Methoden lernen die Kinder spielerisch ihre eigene Gefühlswelt zu kontrollieren. Wie genau das geht, beschrieb Fritzi Bender unter anderem am Beispiel von Chamäleon –Kind Balduin aus ihrem Buch „Balduin sieht rot“. Auch der kleine Hauptdarsteller hatte mit seiner Lehrerin Ärger, den er aber am Ende bewältigte indem er nicht nur mit der Lehrerin sprach, sondern die allererste Wut eben auch am Boxsack ausließ.
Noch lebendiger wurde die szenische Lesung, als Chamäleon Balduin aus der Tasche kam. Rot vor Wut, vermittelte Balduin, dass er stinksauer ist, und im Dialog mit der Autorin machte er deutlich, dass er weder stinkt noch sauer wie eine Zitrone ist. Den Kindern zauberte das Puppenspiel ein breites Grinsen ins Gesicht, besonders mit der Krönung, ob man denn dem gegenüber die Zunge ausstrecken darf, die ja bekanntlich bei Chamäleons sehr lang ist. Schon die Beschreibung eines solchen Tieres zu Beginn der szenischen Lesung gestaltete Fritzi Bender so witzig, dass die Schüler aus dem Lachen nicht mehr herauskamen.
Nach dem abschließenden Wutlied, bei dem die Mädchen und Jungen noch einmal alles richtig rauslassen konnten, gab es für jedes Kind neben einer gewidmeten Autogrammkarte als kleines Präsent eine Balduin Figur zum Ausschneiden, mit der man je nach seiner momentanen Gefühlsregung die rote oder grüne Seite an die Kinderzimmer Tür hängen kann. Zur Bedeutung solcher Autorenlesungen in der Grundschule äußerte sich auch Schulleiterin Delia Heck gegenüber dem Anzeiger: „Autorenlesungen ermöglichen eine persönliche Begegnung mit einem Schriftsteller, dessen Bücher die Kinder in den Händen halten können. Auch und gerade im Zeitalter von Internet und Multimedia ist Lesen die Basis der Bildung und wird dies auch bleiben. Unsere Erfahrungen zeigen, dass die Schüler nach einer Lesung enorm motiviert sind, das vorgestellte Buch zu lesen und in der Folge auch die übrigen Werke des Autoren. Die geweckte Lesefreude überträgt sich oft auch auf andere Autoren und deren Bücher und so wirken Lesungen weiter über den Tag hinaus.“ Die Kinderbücher von Fritzi Bender stehen den Schülern übrigens alle mit persönlicher Widmung in der hauseigenen Schulbücherei zur Verfügung.
Text und Fotos: Andrea Schulte